Inflationsausgleichsprämie

Die Entlastung ist angekommen.

09.07.2024 | Die hohe Inflation hat viele Menschen finanziell stark belastet. Um die Kaufkraft zu stützen, wurden Inflationsausgleichsprämien möglich gemacht. Welche Wirkung sie erzielt haben, beschreibt IMK-Experte Jan Behringer.

Foto: Andrey Popov / iStock

Die vergangenen Jahre waren hart für Arbeitnehmer*innen in Deutschland: Durch den starken Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise nach der russischen Invasion in der Ukraine erreichte die Inflation in Deutschland Rekordstände, wie sie seit den 1970er Jahren nicht mehr beobachtet worden waren. Um die finanziellen Auswirkungen der hohen Inflation abzumildern, hat die Bundesregierung auch auf unkonventionelle Maßnahmen gesetzt. So hatten Bundesregierung und Sozialpartner im Rahmen einer konzertierten Aktion vor zwei Jahren vereinbart, dass Unternehmen ihren Beschäftigten noch bis Ende 2024 eine „Inflationsausgleichsprämie“ von bis zu 3000 Euro auszahlen können, ohne dass dafür Steuern und Sozialabgaben fällig werden. Ziel dieser Sonderzahlung war es, die Kaufkraftangesichts der hohen Inflation zu stabilisieren, ohne eine Preis-Lohn-Spirale in Gang zu setzen.

Wir am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) haben nun anhand einer Online-Umfrage erstmals untersucht, wer die Prämie bekommen hat und wie die gesamtwirtschaftliche Bilanz aussieht.

Das Ergebnis: Fast 26 Millionen Beschäftigte haben in Summe mehr als 52 Milliarden als Inflationsausgleichsprämie erhalten. Die Prämie hat zu einer deutlichen Stabilisierung der Kaufkraft beigetragen, die finanziellen Sorgen der Menschen verringert und auch das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates und der Regierung verbessert.

Ob die Beschäftigten eine Inflationsausgleichsprämie erhalten haben und wie hoch diese ausfiel, hängt dabei wesentlich von Tarifbindung und betrieblicher Mitbestimmung ab. In Betrieben mit Tarifvertrag und Betriebsrat wurden deutlich häufiger und höhere Prämien gezahlt. Dies unterstreicht die Bedeutung von Tarifbindung und Mitbestimmung zur Abfederung von Einkommensverlusten der Beschäftigten während der Energiekrise.  

Die gezahlten Summen der Inflationsausgleichsprämie sind auch gesamtwirtschaftlich relevant. Grob geschätzt hätte der Staat wohl mindestens 40 Milliarden Euro mehr eingenommen und die Arbeitskosten hätten seit 2022 pro Jahr rund 1,5 Prozent höher gelegen, wenn statt der Auszahlung der Prämie zur Sicherung derselben Kaufkraft die Löhne und Gehälter entsprechend erhöht worden wären.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine koordinierte Zusammenarbeit von Staat, Gewerkschaften und Arbeitgebern zur makroökonomischen Stabilisierung in Zeiten externer Schocks beitragen kann. Allerdings ist die Wirkung der Ausgleichprämien als Einmalzahlungen natürlich begrenzt. Die Tarifparteien sind jetzt gefragt, für Lohnerhöhungen zu sorgen, die die Kaufkraft dauerhaft weiter stärken. Denn ohne ein spürbares Wachstum des privaten Konsums wird die deutsche Wirtschaft sich nicht aus ihrer aktuellen Stagnation befreien können.

Dr. Jan Behringer ist Experte für die Makroökonomie der Einkommensverteilung am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung.

Quelle: www.boeckler.de

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