125 Jahre IG Metall

Festakt am Samstag, 4. Juni 2016, in der Frankfurter Paulskirche

04.06.2016 | In diesem Jahr jährt sich zum 125. Mal die Gründung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes, der ersten Industriegewerkschaft und Vorläuferorganisation der IG Metall. Im Juni 1891 schlossen sich selbstbewusste Arbeiterinnen und Arbeiter in Frankfurt zusammen, um gemeinsam für eine bessere Arbeits- und Lebenswelt zu kämpfen.

Die IG Metall hat ihr 125-jähriges Jubiläum in der Paulskirche in Frankfurt gefeiert. "125 Jahre IG Metall steht für eine erfolgreiche Gestaltung der Arbeitswelt auf der Grundlage unserer Werte und gewerkschaftlicher Überzeugung. Und 125 Jahre IG Metall bedeutet auch 125 Jahre sozialstaatliche Gestaltung", sagte der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, bei der Festveranstaltung am Samstag in Frankfurt. Der heutige Sozialstaat basiere in vielen Punkten auf Gesetz gewordener Gewerkschaftspolitik - wie Lohnfortzahlung, Urlaubsanspruch oder Arbeitszeit, die erst tariflich durchgesetzt und später Gesetz wurden. "Auf diese Vorreiterrolle sind wir stolz. Unsere Verantwortung war und ist, die Arbeitswelt sicher, gerecht und selbstbestimmt fortzuentwickeln. Deshalb reicht unser Anspruch über die Gestaltung von neuen Entwicklungen wie Industrie 4.0 hinaus. Es geht uns auch um Arbeit 4.0 und den Sozialstaat 4.0", betonte Hofmann.

Bei der Gründung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV), der größten Vorläuferorganisation der IG Metall, schlossen sich im Juni 1891 selbstbewusste Arbeiterinnen und Arbeiter in Frankfurt zusammen, um gemeinsam für eine bessere Arbeits- und Lebenswelt zu kämpfen. Gründungsgedanke war das Branchenprinzip und nicht die Organisation einer Berufsgewerkschaft. "Damals wie heute steht das Prinzip der Tarifeinheit als gelebter Wert im Vordergrund: ein Betrieb, eine Gewerkschaft, ein Tarifvertrag", sagte Hofmann.

In den vergangenen Jahrzenten sei das politische und ökonomische "Erfolgsmodell Bundesrepublik" ohne Mitbestimmung und einen aktiven Sozialstaat nicht möglich gewesen. Zugleich warnte Hofmann davor, einer Wohlstandsillusion zu verfallen. "Die sozialen Unterschiede sind längst nicht überwunden - nein, sie wachsen sogar wieder." Eine entscheidende Gerechtigkeitsfrage für die Gesellschaft zeige sich am Grad der Tarifbindung. "Nur gut jeder zweite Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie arbeitet in einem tarifgebundenen Betrieb. Das hat massive Auswirkungen auf Einkommen, Arbeitszeit und Urlaubsansprüche. Deshalb ist die Erhöhung der Tarifbindung ein zentrales Ziel."

Mit Blick auf die anstehende digitale Revolution der Arbeitswelt wolle die IG Metall diese im Interesse der Beschäftigten mitgestalten. "In Zukunft wird die Neuausrichtung der Arbeitszeitpolitik eine wichtige Rolle spielen - Zeit in der Arbeit, Zeit für das Leben. Wir müssen Lösungen finden für sichere Arbeitszeiten, die für jeden planbar sind. Dabei muss jede geleistete Arbeitszeit erfasst und vergütet werden. Und darüber hinaus brauchen wir ein Mehr an selbstbestimmter Arbeitszeit, die Platz gibt für individuelle Anforderungen wie Kindererziehung, Pflege oder berufliche Weiterbildung", sagte Hofmann.

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, begrüßte zu Beginn der Veranstaltung Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages. "Es freut uns, dass der Präsident des Deutschen Bundestages die Festrede hält. Dies sehen wir als Zeichen für die Wertschätzung unserer Arbeit." Außerdem begrüßte die Gewerkschafterin den Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, Peter Feldmann, und Dr. Rainer Dulger, Präsident von Gesamtmetall, beim Festakt der IG Metall.

Benner dankte den knapp 2,3 Millionen Mitgliedern für ihr großes Engagement. "Ihr seid das Herz, die Kraft und der Motor unserer Bewegung." Der Blick auf 125 Jahre IG Metall zeige: "Ein besseres Morgen ist möglich. Wer sich gemeinsam mit anderen Menschen für eine Sache stark" mache, "wer Missstände nicht als gegeben hinnimmt" der könne etwas zum Guten verändern. "Diesen Optimismus brauchen wir weiterhin. Wir wollen auch in den nächsten 125 Jahren unseren Beitrag für eine Gesellschaft leisten, in der gute Arbeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe für alle gesichert sind. Für eine Gesellschaft, in der Solidarität und Menschlichkeit weiterhin Werte sind, die unser Zusammenleben prägen", sagte die Zweite Vorsitzende der IG Metall.

Quelle: Vorstand der IG Metall, 4.6.2016

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