18.03.2025 | Siemens hat ohne Vorankündigung am 18. März 2025 mitgeteilt, dass weltweit rund 6.000 Stellen, davon 2.850 in Deutschland, abgebaut werden sollen. Betroffen soll davon vor allem das Automatisierungsgeschäft und in geringerem Maße auch das Geschäft mit Ladelösungen sein.
„Der Stellenabbau betrifft 200 Beschäftigte bei Siemens eMobility in Leipzig Böhlitz-Ehrenberg. Das Unternehmen sollte im Herbst 2024 noch ausgegliedert werden“, so Steffen Reißig, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. „Das jetzt plötzlich die Arbeitsplätze von 200 Kolleginnen und Kollegen abgebaut werden sollen, hat uns heute vollkommen kalt erwischt. Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen, denn bei uns steht der Mensch im Fokus.“
Siemens eMobility entwickelt unter dem Dach der Smart Infrastructure Hard- und Software sowie Services mit einem breiten Spektrum von Ladestationen für elektrische PKW und LKW. In Deutschland arbeiten daran rund 500 Beschäftigte in Leipzig und Erlangen, weitere Standorte gibt es in unter anderem in Portugal und den Niederlanden.
„Wir haben schon 2024 darauf hingewiesen, dass es eine Absicherung der Arbeitsplätze auf aktuellem Niveau geben muss. Eine unternehmerische Entscheidung darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden und damit die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit von Arbeitsplätzen gefährden. Gerade in der heutigen Zeit sollten Unternehmen sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Wir bleiben dabei: Mensch vor Marge! Und wir erinnern daran, dass es wenig Sinn macht, technologisches Know-how aufzugeben und damit wenig zukunftsgerichtet zu handeln“, so Steffen Reißig.
5.600 Stellen sollen bis Ende September 2027 im zur Sparte gehörenden Automatisierungsgeschäft wegfallen, in Deutschland sind es 2.600. Die Sparte leidet seit einiger Zeit unter anderem an hohen Lagerbeständen bei Kunden und Händlern, berichtet u.a. die tagesschau. Zuletzt ging das Unternehmen aber von einer Verbesserung im laufenden Jahr aus.
In Deutschland soll der Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen. Konzernchef Roland Busch hatte bereits im Herbst einen Stellenabbau im vierstelligen Bereich angekündigt.
Kritik kam von Birgit Steinborn, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates bei Siemens: „Wir haben kein Verständnis für die geplanten Maßnahmen bei der DI und sind angesichts der massiven geplanten Abbauzahl überrascht und verärgert. Wenn die One Tech Company ein Wachstumsprogramm sein soll, dann fordern wir, dass Arbeitsplätze nachhaltig geschaffen statt zugunsten der Profitmarge abgebaut werden."
Unter dem Titel "One Tech Company" hatte Siemens im vergangenen Jahr ein Programm angekündigt, mit dem unter anderem Einheiten stärker zusammengebracht werden sollen. Auch der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner, der wie Birgit Steinborn im Siemens-Aufsichtsrat sitzt, kritisierte die Pläne: „Auf der einen Seite das zukunftsorientierte Zielbild einer One Tech Company zu entwerfen, und auf der anderen Tausende Stellen abzubauen, ist den Beschäftigten nicht vermittelbar." Betriebsbedingte Kündigungen seien durch die Standort- und Beschäftigungssicherung ausgeschlossen, erklärte Kerner weiter. "Die Frage ist vielmehr, wie man die grundlegend veränderte Unternehmensstruktur der Zukunft durch eine radikale Schrumpfkur erreichen will. Das kann aus unserer Sicht nicht klappen."
Insgesamt laufen die Geschäfte bei Siemens gut: Im ersten Quartal erzielte der DAX-Konzern einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro. Im Automatisierungsgeschäft war der Umsatz jedoch deutlich abgesackt. Veränderte Bedingungen in zentralen Märkten machten Anpassungen notwendig, hieß es von Siemens. "Insbesondere der deutsche Markt ist seit zwei Jahren rückläufig. Daher müssen Kapazitäten in Deutschland angepasst werden."
Ladelösungen bieten zu wenig Potenzial für Siemens
Weitere 450 Stellen sollen bis Ende September im Geschäft mit Ladelösungen für Elektrofahrzeuge wegfallen, das Siemens ausgliedern will - 250 davon in Deutschland. "Aktuell besteht im Markt ein starker Preisdruck und ein begrenztes Wachstumspotenzial für Ladesäulen im unteren Leistungsbereich. Daher fokussiert sich das Geschäft auf Marktsegmente wie die Schnell-Ladeinfrastruktur für Depot und Flotten sowie das Laden unterwegs", teilte der Konzern mit.
Insgesamt werde der Personalbestand in Deutschland aber "in der Tendenz konstant" bleiben, da Siemens in anderen, wachsenden Bereichen rekrutiere. Nähere Informationen dazu, wo in Deutschland die Stellen abgebaut werden sollen, gibt es noch nicht. Es liegt aber nahe, dass Bayern besonders betroffen sein dürfte, da die meisten Werke der DI dort angesiedelt sind. Siemens bekenne sich weiterhin "klar zum Industriestandort Deutschland", erklärte der Konzern.
Mit Quelle tagesschau.de