Angleichung Arbeitszeit Ost

Tarifkommission hat getagt: Jetzt gilt es!

27.09.2019 | Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns. Nach einem rund 15-stündigen Verhandlungsmarathon am 25. September haben die Mitglieder der Tarifkommission am 27. September in Leipzig den Verhandlungsstand zur Arbeitszeitverkürzung im Bezirk intensiv und kontrovers diskutiert. Die Tarifkommission hat der Verhandlungskommission einstimmig das Mandat erteilt, die Verhandlungen am 30. September fortzuführen.

Einstimmig erteilte die Tarifkommission der Verhandlungskommission das Mandat zur weiteren Verhandlung. Foto: Peter Endig

Damit gehen wir in die finale Runde der Verhandlungen über einen Tarifvertrag Zukunft, der die Einführung der 35-Stunden-Woche in einem Zeitraum bis 31. Dezember 2030 regelt.
In diesem Einführungszeitraum gilt ein Parallelmodell zwischen klassischem Manteltarifvertrag mit der 38-Stunden-Woche und dem Arbeitszeitverkürzungsmodell des TV Zukunft auf 35 Stunden mit Teilkompensation. Der Tarifvertrag Zukunft sieht ein Beitrittsmodell vor, mit dem sich Betriebe verpflichten, die Arbeitszeitverkürzung umzusetzen.

Ab dem 1. Juli 2020 startet im TV Zukunft die Arbeitszeitverkürzung
Die Umsetzung des Tarifvertrags Zukunft beginnt am 1. Juli 2020. Alle Betriebe, die sich entscheiden, den TV Zukunft anzuwenden, reduzieren die Arbeitszeit von 38 auf 37 Stunden. Die Reduzierung um eine weitere Stunde auf dann 36 Stunden erfolgt zwischen dem 1. Januar 2023 und dem 31. Dezember 2026. Zwischen dem 1. Januar 2027 und dem 31. Dezember 2030 reduziert sich die Arbeitszeit in diesen Betrieben auf 35 Stunden.

Die Betriebsparteien können die Arbeitszeit auch zu einem früheren Zeitpunkt und/oder in einem kürzeren Zeitraum absenken.

Kosten der Arbeitszeitverkürzung
Das monatliche Grundentgelt wird durch die Arbeitszeitverkürzung nicht abgesenkt. Die Stundensätze steigen.
Der TV Zukunft legt auch die Bausteine zur Teilkompensation der Kosten fest, die den Betrieben durch die Arbeitszeitverkürzung entstehen. Betriebsrat und Geschäftsführung verhandeln die Umsetzung.

In der finalen Verhandlungsrunde am Montag, 30. September, müssen die noch strittigen Fragen der Kompensation abschließend gelöst werden.

 

Kommentar Olivier Höbel, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
30 Jahre nach dem Mauerfall sehen wir eine historische Chance, in der Frage der Arbeitszeitverkürzung für Ostdeutschland einen Fortschritt zu erreichen. Unsere Tarifkommission hat den erzielten Gesprächsstand kritisch, aber positiv aufgenommen und nach intensiver Diskussion ein weiteres Verhandlungsmandat erteilt.

Ab Juli 2020 könnte Wirklichkeit werden, wofür wir gemeinsam über viele Jahre und mit vielen tollen Aktionen gekämpft haben: die 35-Stunden-Woche für alle Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen. Die finalen Verhandlungen werden am Montag, 30. September, stattfinden. Unser Ziel ist es, ein Verhandlungsergebnis zu erzielen, in dem alle wichtigen Eckpunkte für eine tarifvertragliche Regelung enthalten sind. Die Arbeitgeber-Position einer 100-prozentigen Kostenkompensation im Einführungszeitraum ist vollkommen überzogen und muss mit einem akzeptablen Kompromiss für beide Seiten gelöst werden.
 

Carmen Bahlo, ZF Brandenburg
"Wir haben jetzt einen Gesprächsstand erreicht, bei dem die IG Metall auf die Arbeitgeber zugegangen ist. Zum Beispiel beim freiwilligen Eintritt in den TV Zukunft, bei der Festlegung der betrieblichen Zeitschiene der Arbeitszeitverkürzung und weiteren Möglichkeiten betrieblicher Arbeitszeitflexibilisierung. Es kann aber nicht sein, dass bei der Kostenkompensation das Thema Leistungsverdichtung und Arbeitszeitflexibilität keine Berücksichtigung finden sollen. Für einen Tarifabschluss ist es zwingend erforderlich, dass diese Aspekte in die Berechnung der Kostenkompensation auf betrieblicher Ebene einbezogen werden."

Jens Köhler, BMW Leipzig
"Beide Seiten haben sich bewegt. Das Preisschild der Arbeitszeitverkürzung ist beim aktuell vorliegenden Gesprächsstand aber noch zu hoch. Um die Akzeptanz bei den Beschäftigten zu erreichen, müssen sich die Arbeitgeber noch einmal deutlich auf uns zubewegen."

Quelle: IG Metall Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen

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