Siemens AG Niederlassungen

TvSV-Verhandlungen noch nicht beendet: Was dauert denn da so?

29.04.2025 | Knapp zwei Jahre zieht sich unsere "Perspektive TvSv" mittlerweile seit Beginn der ersten Vorbereitungen hin. In dieser Zeit hat es etliche Gespräche, eine bemerkenswerte Mitgliederzunahme in den Betrieben, prima Aktionen, mehrere Verhandlungen und Anfang Februar schließlich ein tragfähiges Eckpunktepapier gegeben.

Vor diesem Hintergrund kommt die Frage auf: Was dauert denn da eigentlich jetzt noch so lange?

Tatsächlich ist diese Frage durchaus berechtigt: Durchsetzungsfähigkeit gesteigert, Mobilisierungs- und Aktionsbereitschaft bewiesen, demokratisch legitimierte Gremien mit viel Expertise für die Verhandlungen aufgebaut - eigentlich sind alle Voraussetzungen längst erfüllt.

Der Teufel steckt, wie so oft, im Detail. Zweifellos hat das von IG Metall und Firmenseite unterzeichnete Eckpunktepapier spätestens Anfang Februar eine angemessene Grundlage geschaffen, um einen tragfähigen Kompromiss zu verhandeln. Das war ein wichtiger Schritt, denn das von beiden Seiten akzeptierte Ziel ist damit endlich in greifbare Nähe gerückt.

Trotzdem muss in den derzeit laufenden Verhandlungen auf dieser Basis eine Vielzahl von Details der Umsetzung geregelt werden - nicht aus Pedanterie oder Bürokratie, sondern weil am Ende für über 12.000 betroffene Beschäftigte belastbar, ohne Haken und Ösen feststehen muss, wann welcher Aspekt der jahrzehntelangen tariflichen Abweichungen - höhere Arbeitszeit, anderes Entgeltsystem, zusätzliche Qualifizierungsstunden - wie abgeschafft wird.

Beispiel Entgeltunterschiede: In der TVSV gelten andere Entgeltgruppen als in den Flächentarifen nach ERA. Man kann also nicht “einfach” vereinbaren, dass jede/r in der aktuellen Entgeltgruppe bleibt und dort dann irgendwie automatisch mehr Geld bekommt. Stattdessen muss eine komplexe Überleitung von TVSV nach ERA stattfinden, mit Berücksichtigung von EG, Tätigkeit, Eingruppierung usw. Dabei können etliche Unterschiede auftreten, deren Behandlung vorher genau vereinbart werden muss - damit nicht bei der Umsetzung plötzlich Unklarheiten auftreten, die dann der/die Beschäftigte ausbaden muss.

Außerdem besteht die Firmenseite bei allen anzugleichenden Faktoren auf einer Staffelung, damit nicht alles auf einen Schlag angepasst wird. Das ist erst einmal nachvollziehbar, wobei wir unterschiedliche Auffassungen bezüglich des Gesamtzeitraums haben. Vor allem erfordert es aber, dass die einzelnen Schritte präzise zeitlich und inhaltlich festgelegt werden.

Hinzu kommt, dass Siemens in den Eckpunkten darauf bestanden hat, statt einer bundesweit einheitlichen Tariflösung (wie bisher in der TVSV) künftig jeden Standort in den für ihn geltenden regionalen Flächentarif zu überführen. Daher müssen wir also jeden Tarifbezirk einbeziehen, um evtl. Besonderheiten zu berücksichtigen und die Zustimmung einzuholen.

Zu guter Letzt: Im Gegensatz zur Firmenseite kann bei uns niemand einfach Kraft seiner/ihrer Stellung allein entscheiden. Unser Vorgehen beruht auf Beteiligung, es sind also nach demokratischen Prinzipien immer mehrere Gruppen und Gremien in Ziele, Vorgehen und Entscheidungen einzubinden. Befragungen, Mitgliederversammlungen, transparente Kommunikation, Tarif-Talks und mehrheitsbasierte Entscheidungen sind nur einige Beispiele dafür. Das ist nach unserer Überzeugung der einzig richtige Weg - aber er dauert eben auch etwas länger.

Die Antwort auf die Frage, warum das alles so lange dauert, lautet also unter dem Strich: Tausende Beschäftigte Standorten von Rostock bis Freiburg aus der TVSV wieder in den Flächentarif zurückzuführen ist eine komplexe, aufwändige Angelegenheit, die viel Expertise und Sorgfalt verlangt.

Wir sind aber sicher: Die Betroffenen verdienen es, dass dabei nichts mit heißer Nadel gestrickt wird und am Ende womöglich nur zur zweitbesten Lösung führt. Nach über zwanzig Jahren tariflicher Zweiklassen-Gesellschaft in der Siemens AG muss genug Zeit sein, jedes Detail belastbar und bestmöglich zu regeln.

Quelle: www.dialog-igmetall.de

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