Tarifrunde 2018

"Wir brauchen einen Paradigmenwechsel"

09.01.2018 | 200 Beschäftigte aus dem Fahrzeug- und Maschinenbau legten am Dienstag zeitweise die Arbeit nieder. Die Beschäftigten wollen mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit. Der Ort des Warnstreiks: Plagwitz, das traditionelle Industriezentrum Leipzigs.

200 Beschäftigte von drei Leipziger Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau legten am Dienstag zeitweise die Arbeit nieder. An dem Warnstreik, der im Rahmen der Metall- und Elektrotarifrunde 2018 stattfand, beteiligten sich Beschäftigte von Kirow - dem Weltmarktführer im Bau von Eisenbahnkränen -, vom Maschinenbauer Schaudt Mikrosa sowie dem Straßenbahnbauunternehmen Heiterblick.

Die Unternehmen, in denen die IG Metall Leipzig für Dienstag zum Warnstreik aufgerufen hatte sind ansässig in Plagwitz, das einst das industrielle Zentrum Leipzigs war. Arbeiteten früher zehntausende Menschen hier in der Produktion, so gibt es heute noch vier Industrieunternehmen vor Ort, die zum Teil über hundert Jahre ansässig sind. Neben den drei am Dienstag bestreikten gehört das von Schließung bedrohte Siemens-Kompressorenwerk dazu. "Es ist gute Tradition, dass wir die Unternehmen aus dem Maschinenbau bei Warnstreikaktionen zusammenbringen", sagte Gewerkschaftssekretär Hein Volkmer von der IG Metall Leipzig.

Die IG Metall fordert für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie in der laufenden Tarifrunde eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 6 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Dazu kommt die Forderung nach einem individuellen Anspruch auf Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten. Dazu zählen etwa Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen. Beschäftigte mit besonders schwerer Arbeit sollen in besonderen Lebenssintuationen einen Teillohnausgleich vom Arbeitgeber bekommen. In Sachsen arbeiten rund 170 000 Menschen in der Metall- und Elektroindustrie, viele davon in Schichtarbeit.

Er freue sich, dass sich so viele Kolleginnen und Kollegen an dem Warnstreiktag beteiligt haben, sagte Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. Das mache auch anderen Belegschaften Mut, sich an den noch kommenden Aktionen in Leipzig zu beteiligen.

Die Kolleginnen und Kollegen vom Straßenbahnbauer Heiterblick waren das erste Mal beim Maschinenbauaktionstag dabei. Dort gibt es noch einen Haustarifvertrag. Die Verhandlungen für die Angleichung an den Flächentarifvertrag laufen.

"Es geht in dieser Tarifrunde um einen Paradigmenwechsel", sagte Hein Volkmer. "Die Arbeitgeber wollen immer mehr Flexibilität von ihren Beschäftigten. Aber für uns ist das Maß voll. Wir haben nicht gezählt, wie viele unterschiedliche Schichtsysteme es allein in Sachsen gibt, aber es sind viele. Für die Kolleginnen und Kollegen bedeutet das oft, dass ihr Leben nur schwer planbar ist. Es ist an der Zeit, dass diejenigen, die bisher nur negativ von der Flexibilisierung betroffen waren, nun selbst mit entscheiden, wie und wann sie ihre Arbeitszeit ableisten. Was wir fordern ist eine gute Flexibilisierung und mehr selbstbestimmte Flexibilität der Arbeitszeit." jme

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