Protest gegen Teil-Standortschließung ETKON und Verlagerung nach China

„Zähne zeigen für den Etkon-Standort in Markkleeberg!“ Beschäftigte setzen sich mit der IG Metall für den Standort ein!

04.11.2025 | Mittags war der Lindensaal im Rathaus von Markkleeberg voll. Mehr als 200 Beschäftigte der Früh- und Spätschicht von Etkon nahmen an der Betriebsversammlung teil und forderten gemeinsam mit Gewerkschaft und Politik den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und des Standortes.

Etkon-Beschäftigte vor dem Rathaus Markkleeberg am 4. November - Fotos: IG Metall

Etkon Beschäftigte aus der Nachtschicht Foto: IG Metall

Ein Großteil der Kolleginnen und Kollegen erschien im roten IG Metall T-Shirt und der Geschäftsführung wurde eine Petition mit 270 Unterschriften der Belegschaft überreicht. 

Darin fordern die Beschäftigten Transparenz über die Gründe des geplanten Arbeitsplatzabbaus, eine ernst gemeinte Prüfung von Alternativen zu dieser Entscheidung und ein klares Bekenntnis des Arbeitgebers zum Standort in Markkleeberg ein.

Obwohl das Unternehmen seit vielen Jahren hohe Gewinne einfährt, soll ein Großteil der Arbeitsplätze abgebaut werden. Die Belegschaft hat kein Verständnis, dass die komplette Clear Correct Aligner-Produktion in Markkleeberg geschlossen werden soll, um sie nach China zu verlagern. Clear Correct Aligner sind transparente Kunststoffschienen, die verwendet werden, um Zahnfehlstellungen zu korrigieren.

„Wir arbeiten hier hochmotiviert und engagiert bei Etkon“, so Silke Horn, Betriebsratsvorsitzende bei Etkon in Markkleeberg. „Die guten Gewinne, die Straumann mit Etkon erwirtschaftet hat, sind unserer Arbeit zu verdanken. Wir verstehen bis heute nicht, warum unsere Arbeitsplätze vernichtet werden sollen, da hier alles rund läuft.“

Auf der Betriebsversammlung sprachen unter anderen Karsten Schütze, Bürgermeister von Markkleeberg (SPD), Sebastian Scheel, Staatssekretär im sächsischen Wirtschaftsministerium (SPD) und Henry Graichen, Landrat für den Landkreis Leipzig (CDU). Für die IG Metall Leipzig nehmen Michael Hecker, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig und Marius Sänger, Gewerkschaftssekretär teil. Mit dabei waren auch Mitglieder des Betriebsrats von Etkon.

„Wir werden gemeinsam mit den Beschäftigten von Etkon für den Standort und die Arbeitsplätze kämpfen“, so Michael Hecker, Zweiter Bevollmächtigter IG Metall Leipzig. „Es gibt keinen sichtbaren Grund für die Verlagerung der Produktion nach China, außer den Gewinn zu maximieren. Wir fordern das Unternehmen auf, sich zum Standort und zu den Beschäftigten zu bekennen, die mit ihrer guten Arbeit den Erfolg des Unternehmens ermöglichen. Wir fordern den Schutz der heimischen Industrieproduktion. Wer auf unsere Märkte will – und auch wer in unseren Märkten produziert, muss auch hier investieren: in Standorte, Arbeitsplätze und Wertschöpfung.“

Das deutsche Unternehmen Etkon wurde 2007 vom Zahnimplantate-Hersteller Straumann mit Sitz in der Schweiz übernommen. Der Standort in Markkleeberg produziert mit CAD/CAM-Technologien hochwertigen Zahnersatz wie Kronen, Brücken, Totalprothesen und transparente Kunststoffschienen (Clear Correct Alginer). Markkleeberg gilt als das Leitwerk im Etkon-Verbund. Dort werden neue Technologien getestet, bevor sie in anderen Werken eingeführt werden.

Berichterstattung: 

MDR Sachsenspiegel, 4. November 2025, ab Minute 9:52

MDR Online mit Hörfunk-Beitrag, 4. November 2025, 16.59 Uhr

Leipziger Volkszeitung, 4. November 2025 online - mit Bezahlschranke

Tagesspiegel Berlin, 4. November 2025, online

 

Hintergrund: 2005 wurde in Markkleeberg bei Leipzig die Etkon-Niederlassung gegründet. Im Jahr 2007 hat die weltweit agierende Straumann Group das Unternehmen Etkon übernommen. Heute produzieren dort 360 Beschäftigte CAD/CAM-gestützt eine breite Palette von einfachen Einzelzahn-Versorgungen über Kronen bis hin zu vielteiligen Gerüsten für zahngetragenen oder implantatgetragenen Zahnersatz. Kunden sind Dentallabore, die Zahn- oder Gebissabdrücke scannen und mit einer Software von Etkon oder anderen Anbietern den gewünschten Zahnersatz designen.

Aus diesen Datensätzen erstellt der sächsische Produktionsbetrieb die Fräsdaten und produziert auf einer vollautomatischen Fertigungsstraße die individuellen Teile. Der Standort gilt als das Leitwerk im Etkon-Verbund. In der Leipziger Region werden neue Technologien getestet, bevor sie in anderen Werken eingeführt werden.

Die Etkon GmbH hat in ihrem Jahresabschluss 2023 ein EBIT (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Gewinnabführung) von 3.503.000 Euro veröffentlicht. Dies entspricht einem Anstieg um 43 Prozent gegenüber 2022. Der Anstieg resultiert aus dem Umsatzanstieg im Bereich der Produktion von transparenten Zahnkorrekturschienen (Aligner) von 17.728.000 Euro (2022) auf 29.651.000 Euro im Jahr 2023.

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