Tarifabschluss bei Schnellecke

Löhne steigen deutlich sowohl 2022 als auch 2023 35 Stunden-Woche kommt / Einmalzahlung für IG Metall-Mitglieder

15.06.2022 | Tarifeinigung in der sächsischen Automobilbranche: Nach monatelangen Verhandlungen hat sich die IG Metall mit Schnellecke, einem wichtigen Logistik-Dienstleister von BMW, Porsche und VW, auf deutliche Lohnsteigerungen für die sächsischen Beschäftigten sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr geeinigt. Das monatliche Einstiegsentgelt steigt für Facharbeiter*innen 2022 auf 2.450 Euro. Eine weitere Lohnerhöhung um 3,2 Prozent erhalten die Beschäftigten 2023.

Foto: IG Metall

„Deutliche und nachhaltige Lohnsteigerungen, keine Lohnpause im Jahr 2023 und die stufenweise Absenkung der Arbeitszeit mit am Ende vollem Lohnausgleich – dieser Tarifabschluss ist ein großartiger Erfolg. Das monatelange Ringen und die intensiven Warnstreiks haben sich ausgezahlt“, sagte IG Metall-Bezirksleiterin Birgit Dietze.

Bis nach Mitternacht hatte die IG Metall in der Nacht von Donnerstag (9. Juni 2022) auf Freitag (10. Juni) vergangener Woche mit den Arbeitgebern in Berlin-Pichelssee verhandelt. Aber es kam nicht zum Durchbruch für alle Standorte. Nach Verständigung auf eine letzte Frist bis Mittwoch 15. Juni um 12.00 Uhr und der Ankündigung danach einsetzender massiver weiterer Warnstreiks bis zum Ausfall ganzer Schichten, lenkte die Arbeitgeberseite ein.

„Es waren bis zum Schluss außerordentlich komplizierte Verhandlungen. Doch mit ihrer klaren Entschlossenheit und ihrem enormen Durchhaltewille haben die Schnellecke-Beschäftigten den Arbeitgeber am Ende zum Einlenken bewegt“, erklärte Birgit Dietze, IG Metall Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Dieser Tarifabschluss ist Maßstab für die gesamte sächsische Kontraktlogistik. Insbesondere in der aktuellen Lage hoher Inflation ist es wichtig, neben den greifenden staatlichen Maßnahmen für faire Löhne und Arbeitsbedingungen zu sorgen und einen schmutzigen Wettbewerb über Lohndumping zu verhindern.“

 

Die Eckpunkte der Vereinbarung:

Deutliches Lohnplus in 2022

Das Einstiegsentgelt für Facharbeiter*innen (Entgeltgruppe 5) steigt zum 1. August 2022 auf 2450 Euro. Das ist eine Erhöhung um 11 Prozent. Die Beschäftigten in den anderen Tarifgruppen erhalten eine entsprechende Lohnerhöhung. Für die Kolleginnen in der Entgeltgruppe 2 ist eine überproportionale Lohnerhöhung auf 2010 Euro vorgesehen. Dies dient angesichts der hohen Inflation dem sozialen Ausgleich.

Mehr Geld für die Auszubildenden

Die Ausbildungsvergütungen steigen zum 1. Juli auf 900 Euro (1. Ausbildungsjahr), 950 Euro (2. Ausbildungsjahr), 1000 Euro (3. Ausbildungsjahr) und 1050 Euro (4. Ausbildungsjahr).

Weitere Lohnsteigerung 2023

Löhne und Ausbildungsvergütungen steigen im kommenden Jahr zum 1. September 2023 noch einmal um 3,2 Prozent. Dies war lange der Knackpunkt in den Verhandlungen gewesen. Die Arbeitgeber wollten eine weitere Lohnanhebung im nächsten Jahr verhindern. Die IG Metall lehnte eine Lohnpause in Zeiten ständig steigender Preise ab und setzte am Ende die zweite Anhebung 2023 durch.

Einmalzahlung für IG Metall-Mitglieder

Die IG Metall-Mitglieder unter den Schnellecke-Beschäftigten erhalten mit der Juli-Entgeltabrechnung eine Einmalzahlung von 250 Euro, die IG Metall-Mitglieder unter den Auszubildenden bekommen 125 Euro. Diese Einmalzahlung hilft dabei, die Belastungen durch die stark steigenden Preise abzufedern.

Laufzeit bis Februar 2024

Dieser Entgelt-Tarifvertrag ist erstmals Ende Februar 2024 kündbar.

Arbeitszeit: Die 35 Stunden-Woche kommt

IG Metall und Arbeitgeber haben sich auch auf einen neuen Manteltarifvertrag zur Regelung der Arbeitszeit geeinigt. Demnach sinkt die Wochenarbeitszeit schrittweise von derzeit 37,5 Stunden auf 35 Stunden zum 1. Januar 2026. Es können in geringem Umfang befristet Teilkompensationen aufgrund der dadurch entstehenden Mehrkostenbelastungen durch die Betriebsparteien vereinbart werden. Für einzelne Standorte ist ausschließlich eine befristete und teilweise Kostenentlastung durch Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen vereinbart. Die Details regeln die Werksleitungen mit den Betriebsräten.

Die Schritte zur 35

Die wöchentliche Arbeitszeit sinkt von derzeit 37,5 Stunden auf 37 Stunden ab 1. Januar 2023 an, auf 36 Stunden ab 1. Januar 2024 an und auf 35 Stunden ab 1. Januar 2026 an.

Dazu sagt Birgit Dietze: „Mit der Einführung der 35 Stunden-Woche nun auch bei Schnellecke kommen wir der Angleichung der Arbeitszeiten zwischen Ost- und Westdeutschland wieder ein Stück näher. Es war für uns als IG Metall zentral, dass die Schnellecke-Beschäftigten diesen überfälligen Schritt nicht durch einen Lohnverzicht bezahlen müssen.“ 

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