IG Metall Jugendstudie Plan B

Raus aus der Krise

15.07.2021 | Junge Beschäftigte haben es in der Krise nicht leicht. Eine Studie der IG Metall zeigt, was die Auszubildenden, dual Studierenden und jungen Beschäftigten während der Coronapandemie besonders belastet.

Bild: 3D_generator_iStock

Geradlinig – so hat Sefkan sich seine Ausbildung bei Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover vorgestellt. Der 23-Jährige ist engagiert. „Ich liebe das Schrauben einfach.“ Deshalb will er Mechatroniker werden, sein Hobby zum Beruf machen. „Doch dann kam ein kleiner Virus, der die ganze Welt stillgelegt hat“, sagt Sefkan. Von einem auf den anderen Tag mussten er und seine Kolleginnen und Kollegen zu Hause bleiben. Unterricht gab es anschließend nur noch digital. Mit dem Schrauben in der großen Halle war erst einmal Schluss. Das alles hat große Unsicherheiten in ihm ausgelöst.

Mit diesem Gefühl ist Sefkan nicht allein. Laut der von der IG Metall beauftragten Studie „Plan B“ haben 52 Prozent der Auszubildenden, dual Studierenden und jungen Beschäftigten seit Beginn der Pandemie das Gefühl, ihr eigenes Leben nicht mehr kontrollieren zu können. Ganze 61 Prozent geben an, ihre psychische Gesundheit habe sich während der Pandemie verschlechtert. Auch Sefkan hat an der Studie teilgenommen. „Ich habe immer ein ungutes Gefühl, wenn ich irgendwo hintendranhänge“, sagt er. Abgehängt zu werden, keine Praxis und dann die Angst, als Ausbildungsjahrgang unattraktiver für den Arbeitsmarkt zu sein: Das belaste viele um ihn herum.

 

Langsam fällt auf, wer auf der Strecke geblieben ist

Sefkan ist gut durch die Zeit des digitalen Unterrichts gekommen. Für ihn war das Lernen sogar effektiver, weil er abends besser lernen kann. Aber er weiß auch: „Das ist nicht bei jedem so.“ 70 Prozent der befragten Auszubildenden geben an, die Situation in der Berufsschule habe sich seit Ausbruch der Pandemie verschlechtert, knapp 42 Prozent beklagen eine Verschlechterung der Ausbildungssituation im Betrieb – bei den dual Studierenden sind es sogar 64 Prozent.

Auch in Sefkans Klasse sind einige nicht mit dem Lernstoff hinterhergekommen und im Unterricht sehr ruhig geworden. „Erst jetzt, wo der Betrieb wieder hochgefahren wird, fällt so langsam auf, wer alles in dieser Zeit auf der Strecke geblieben ist.“

Wie ist Sefkan trotz allem so gut durch die Krise gekommen? „Als der Lockdown kam, habe ich mir ein neues Projekt gesucht“, verrät er. „Eine Schwalbe – also ein 40 Jahre altes Moped aus der DDR.“ Das hat Sefkan komplett restauriert. „Die ist jetzt in einem Zustand wie frisch vom Band gelaufen.“ Jede Schraube hat er in der Hand gehalten. Hilfe hat Sefkan dabei von einigen Kollegen bekommen, die ab und zu in seiner Werkstatt vorbeigekommen sind. „Wenn ich die nicht hätte, wüsste ich gar nicht, was ich machen würde“, sagt Sefkan. Er ist auch durch seine Arbeit als Jugend- und Auszubildendenvertreter gut vernetzt geblieben.


Viele junge Menschen fürchten um ihre Übernahme

Laut der Studie klagen 55 Prozent über eine Verschlechterung der Beziehung zu ihren Freunden. „Die Auswirkungen der Coronapandemie treffen junge Menschen hart“, bestätigt Stefanie Holtz, Bundesjugendsekretärin der IG Metall. „Die Qualität der Ausbildung und des Studiums nimmt durch digitale Lernangebote ab.“ So fürchteten viele junge Menschen um ihre Übernahme. „Als IG Metall Jugend werden wir nicht lockerlassen und die Arbeitgeber dazu verpflichten, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und der jungen Generation Zukunftsperspektiven zu geben.“

Quelle: www.igmetall.de

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