18.01.2018 | Im Rahmen der laufenden Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie legten am Donnerstag 2500 Beschäftigte von BMW Leipzig und dem Logistikdienstleister Schnellecke die Arbeit nieder. Ausgerufen zu dem Warnstreik hatte die IG Metall Leipzig.
„Warnstreik bei Sonnenschein: Das können wir. Aber dass ihr bei dem Mistwetter rausgekommen seid, freut mich riesig. Das ist eindrucksvoll“, sagte Gewerkschaftssekretär Steffen Reißig vor rund 2500 Beschäftigten von BMW Leipzig sowie dem Logistikdienstleister Schnellecke. Sie waren am Donnerstag dem Aufruf der IG Metall Leipzig gefolgt. Um 12.30 Uhr stoppten die Bänder im BMW-Werk, fast die gesamte Frühschicht ging nach draußen und nahm bei stürmischem und regnerischem Wetter an einer Kundgebung vor dem Werk teil.
In der laufenden Tarifrunde geht es um einiges. Neben einer Entgelterhöhung von 6 Prozent fordert die IG Metall individuelle Wahloptionen für eine zeitweise Verkürzung der Arbeitszeit mit einem Teillohnausgleich für besonders belastete Beschäftigte. Letzteres lehnt die Arbeitgeberseite bisher kategorisch ab. Die Auseinandersetzungen um die Arbeitszeit waren historisch immer die härtesten.
„Zeit ist eine härtere Währung als Geld“, sagte Olivier Höbel, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, in seiner Rede. „Geld kann man drucken, aber Zeit kann man nicht drucken. Wir wollen selbstbestimmter mit unserer Zeit umgehen, und wir wollen verträglichere Arbeitszeiten“, so Höbel weiter. Dazu kommt eine Verhandlungsverpflichtung für die Angleichung der Arbeitszeit in Ost- und Westdeutschland. Während die tarifliche Arbeitszeit im Westen bei 35 Stunden wöchentlich liegt, sind es im Osten 38.
„Wenn sie nicht einlenken, dann können wir auch noch zulegen“, sagte Höbel weiter. Ein Warnstreik müsse nicht nur zwei Stunden dauern, er könne auch sechs oder 24 Stunden dauern. Das Mittel der ganztägigen Warnstreiks oder 24-Stunden-Warnstreiks könnte die IG Metall in dieser Tarifrunde erstmals anwenden, wenn die Tarifverhandlungen weiter ergebnislos verlaufen.
„Wir wollen endlich die 35-Stunden-Woche“, sagte Jens Köhler, Betriebsratsvorsitzender bei BMW in Leipzig. Die Aussage brachte ihm viel Applaus ein, doch fordern darf die IG Metall das noch nicht. Für die Manteltarifvertrag, der die Arbeitszeit regelt, herrscht noch bis 30. Juni die Friedenspflicht. „Aber dann gehen wir wieder raus, wenn es sein muss.“
Der Warnstreik dauerte zwei Stunden, um 14.30 Uhr liefen die Bänder wieder an.
Delegationen aus ganz Sachsen trafen sich nach der Warnstreikkundgebung zu einer weiteren Kundgebung vor einem Leipziger Hotel. Dort gingen die Tarifverhandlungen für die sächsische Metall- und Elektroindustrie in die dritte Runde. Sollte es auch hier zu keinem Ergebnis kommen, ist davon auszugehen, dass die IG Metall die Warnstreikaktionen in den nächsten Wochen noch verschärfen wird. jme