15.12.2022 | Auch in der zweiten Verhandlungsrunde gab es kein akzeptables Angebot der Arbeitgeber in der Leiharbeit. Nicht einmal eine Inflationsausgleichsprämie wollen sie zahlen. Hunderte Leihbeschäftigte machten vor der Verhandlung Druck mit Aktionen in Berlin, Duisburg und weiteren Städten.
Auch die zweite Verhandlungsrunde über Tariferhöhungen für die Entgeltgruppen 3 bis 9 in der Leiharbeit ist am Mittwoch ergebnislos unterbrochen worden. Die IG Metall und die anderen DGB-Gewerkschaften fordern ähnliche Lohnerhöhungen wie für die Entgeltgruppen 1 bis 2b. Dort gab es im Oktober bis zu 14 Prozent mehr Geld.
Doch die Arbeitgeber – die Leiharbeitsverbände BAP und IGZ – weigern sich. Sie bleiben bei ihrem mickrigen Angebot aus der ersten Verhandlungsrunde am 24. November. Zudem lehnen sie es ab, über eine Inflationsausgleichsprämie zu verhandeln.
„Das war für uns inakzeptabel, deshalb haben wir die Verhandlungen heute unterbrochen“, erklärte Stefan Körzell, Verhandlungsführer der DGB-Tarifgemeinschaft nach der Verhandlung. „Wertschätzung sieht anders aus. Gerade den Arbeitgebern der Leiharbeit sollte klar sein, dass sie ihre Beschäftigten keinesfalls als Lückenbüßer bei der Arbeit und schon gar nicht beim Lohn behandeln dürfen.“
Vor der Verhandlung demonstrierten hunderte Leihbeschäftigte vor dem Verhandlungshotel – und in vielen weiteren Städten, unter anderem in Duisburg. Parallel informierten IG Metall-Betriebsräte in Betriebssprechstunden die Leihbeschäftigten über ihre tariflichen Ansprüche.
Die Entgelttarife laufen am 31. Dezember aus. Die nächste Verhandlung ist für Januar geplant.
Im Oktober stiegen vorab die Tarife für die unteren Entgeltgruppen 1 bis 2b um bis zu 14 Prozent. Die Tariferhöhung betraf rund 70 Prozent der bundesweit 800.000 Leihbeschäftigten – und war wegen der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro in der Stunde notwendig. Die DGB-Tarifgemeinschaft erreichte dabei mit mindestens 12,48 Euro in Entgeltgruppe 1 deutlich mehr als den Mindestlohn. Die Arbeitgeber hatten damals den Vorschlag der Gewerkschaften abgelehnt, auch die oberen Entgeltgruppen 3 bis 9 gleich mit zu verhandeln.
In der Leiharbeit führen alle acht Mitgliedsgewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) als DGB-Tarifgemeinschaft Tarifverhandlungen. Für die Arbeitgeberseite verhandeln der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e.V. (BAP) sowie der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V. (iGZ). Die Tarifverträge betreffen bundesweit rund 98 Prozent der über 800.000 Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter in Deutschland.
Ausgenommen sind Leihbeschäftigte in Leihfirmen mit eigenen Haustariverträgen, etwa die VW-Tochter Autovision. Dort hat die IG Metall gerade einen Tarifabschluss durchgesetzt, mit schrittweisen Tariferhöhungen von zusammen 8,5 Prozent plus einer Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro netto.
Quelle: www.igmetall.de