27.11.2023 | Seit inzwischen 20 Tagen befinden sich die Kolleginnen und Kollegen beim Schrott- & Recycling Betrieb SRW metalfloat in Espenhain bei Rötha im Arbeitskampf für die erstmalige Tarifbindung. Kälte und Nässe trüben die Stimmung der Kolleginnen und Kollegen nicht. Sie sind es gewöhnt, unter sehr harten Arbeitsbedingungen für Nachhaltigkeit zu sorgen.
„Bei unserer Arbeit sind wir im Winter der Kälte und Nässe und bei Hitze im Sommer dem Dreck und Staub ausgeliefert“, berichtet Kathrin Kroll, Mitglied der Tarifkommission bei SRW metalfloat. „Viele von uns sind schon 20 Jahre hier im Unternehmen. Das hält uns zusammen. Wir hängen an diesem Betrieb und seinen Leuten. Wir stehen stundenlang am Band, ertragen kalte Füße im Winter und das Arbeiten in drei Schichten. Wir verstehen nicht, warum sich die Arbeitgeber überhaupt nicht bewegen. Wo bleibt die Wertschätzung für unsere langjährige gute Arbeit?“
„Ohne gutes Recycling gelingt die Transformation unserer Industrie nicht. Aber es muss selbstverständlich werden, dass Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft mit guten Tarifstandards einhergehen“, so Michael Hecker, Verhandlungsführer und Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. „Wer sich gegen Tarifverträge stellt und nur knapp über dem Mindestlohn zahlt, sollte sich nicht wundern, wenn die Fachkräfte wegbleiben.“
„Wir setzen den Streik so lange fort, bis unsere Kolleginnen und Kollegen mit einem Tarifvertrag die Wertschätzung und den Respekt für ihre geleistete Arbeit bekommen, den sie verdienen“, so Hecker weiter.
Grußbotschaften sind auch per E-Mail an soli-srw(at)igmetall.de möglich. Außerdem ist ein Solispendenkonto eingerichtet worden, mit dem die Streikenden unterstützt werden können: Empfänger: IG Metall, IBAN: DE 23 5005 0000 0000 0010 40 (Verwendungszweck Soli SRW).
Hintergrund:
Die IG Metall fordert gemeinsam mit den Beschäftigten 8 Prozent mehr Entgelt, eine Erhöhung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes auf je 1.500 Euro und eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden. Der Arbeitgeber verweigert weiterhin die Fortführung der Tarifverhandlungen.
Die Kolleginnen und Kollegen bei SRW metalfloat verdienen knapp über Mindestlohn, im Schnitt im Monat rund 600 Euro weniger als Beschäftigte in vergleichbaren Betrieben der Schrott- und Recyclingbranche. Die Kolleginnen und Kollegen leisten täglich körperlich harte Arbeit. Sie sind hohem Lärm und starker Staubbelastung ausgesetzt. Und immer droht die Gefahr, beim Sortieren oder Fahren in Kontakt mit gesundheitsgefährden Materialien zu kommen.
Das Unternehmen SRW metalfloat in Espenhain bei Rötha gehört als 100-prozentige Tochter zur Scholz Recycling Gruppe mit Sitz in Essingen in Baden-Württemberg. Mit der Rückgewinnung von Metallen wie Kupfer, Aluminium und Eisen erwirtschaftet die Scholz Gruppe Umsätze in Milliardenhöhe. In Leipzig arbeiten die Beschäftigten an einer sehr hochwertigen Scheide- und Rückgewinnungsanlage. Ende 2016 übernahm die Chiho Environmental Group Limited die Scholz Holding GmbH. Die Chiho Environmental Group Limited ist nach eigenen Angaben Chinas größtes Schrottrecyclingunternehmen und eines der größten börsennotierten globalen Unternehmen dieser Art. Zu den Aktivitäten gehört das Recycling von Eisen- und Nichteisenmetallschrott, Altfahrzeugen, Elektronikschrott und die Herstellung von Sekundäraluminiumbarren aus Aluminiumschrott. Das in Hongkong residierende und auf den Cayman Islands registrierte Unternehmen unterhält in Asien, Europa und Nordamerika mehr als 200 Verarbeitungsbetriebe und Werftbetriebe.