15.03.2021 | Das Unternehmen produziert Gabelstapler und moderne Intralogistiksysteme. Im August überraschte das Management die Beschäftigten mit der Botschaft, dem Unternehmen gehe es wegen Corona schlecht und müsse sparen. Zehn Millionen sollten es in den Niederlassungen schon sein und – na klar – dafür sollten Arbeitsplätze abgebaut werden. Doch es kam anders.
In der STILL-Hauptniederlassung Berlin/Leipzig arbeiten rund 250 Beschäftigte.Wenn man über diese schreibt, darf man das große Ganze nicht außen vorlassen. Denn neben diesem in Berlin angesiedelten Standort gibt es weitere sechs dieser Hauptniederlassungen in ganz Deutschland, in denen zusammen rund 1.600 Menschen arbeiten. STILL mit seinen Niederlassungen gehört zur KION Group AG und die – so teilten es die Vorstände des Unternehmen im August ihren Beschäftigten mit – müsse des Virus wegen und der daraufhin einbrechenden Weltwirtschaft auch bei STILL sparen.
Sehr viel sparen, knapp über zehn Millionen jährlich sollten es sein. Dafür müssten 80 – 100 Arbeitsplätze bei STILL Außenorganisation aufgegeben werden, außerdem wollte die Geschäftsführung – unentgeltlich versteht sich – die Arbeitszeit erhöhen und auch noch die Entgelttabelle um 20 Prozent abschmelzen, was ebenfalls besser klingt als den Beschäftigten tief in die Tasche greifen.
Dass diese Pläne bei den Beschäftigten nicht ganz so gut ankamen, versteht sich von selbst. Dass sie sich aber über ihre Betriebsräte über alle Standorte hinweg vernetzten und – weil tarifvertragliche Leistungen in Frage standen – auch die IG Metall ins Boot holten, hatte der Arbeitgeber vielleicht so nicht erwartet. Jedenfalls forderten die Beschäftigten einen Zukunftstarifvertrag und die IG Metall bildete eine Tarifkommission, um diesen auch zu verhandeln.
Doch einen Zukunftstarifvertrag wollten die Arbeitgeber aber auf jeden Fall verhindern, Zukunft ist trotzdem daraus geworden. In einem Kompromiss. „Statt auf die Arbeitsplätze haben wir auf unseren Erfolgsbonus bis 2025 verzichtet. Dafür aber haben wir eine Schönwetterklausel gefordert und damit den Arbeitgeber arg überrascht“, sagt René Bühring, Betriebsratsvorsitzender der STILL-Niederlassung Berlin/Leipzig. Die Klausel besagt, dass es Gespräche über die Wiedereinführung geben werde, wenn es dem Unternehmen ab 2023 wieder so gut gehe wie 2018.
„Weil die IG Metall mit am Tisch saß, konnten wir die Erhöhung der Arbeitszeit und die Absenkung der Tarife verhindern, vor allem aber mit dem Arbeitgeber eine Beschäftigungssicherung bis 2025 erreichen“, fügt René Bühring hinzu. Einziger Wermutstropfen: Diese Vereinbarung steht nicht in einem Zukunftstarifvertrag, sondern in einer für allen sieben Hauptniederlassungen sowie das zentrale Backoffice gültigen Konzernbetriebsvereinbarung. Darin steht jetzt, worauf es den Beschäftigten ankommt: eine Beschäftigungsgarantie bis 2025.
Quelle: IG Metall Berlin