08.03.2024 | Seit 122 Tagen streiken heute die Kolleginnen und Kollegen beim Schrott- und Recyclingunternehmen SRW metalfloat im Leipziger Land für ihren Tarifvertrag. Am Freitag, 8. März 2024, besuchte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, die Streikenden in Espenhain.
„Unterschiedliche Auffassungen zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten, Streit und harte Auseinandersetzungen – all das gehört zum Ringen um ordentliche Löhne und gute Arbeitsbedingungen. Etwas anderes ist es, die berechtigten Anliegen der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arrogant zu ignorieren und Verhandlungen mit ihren Vertretern kategorisch zu verweigern. Das ist ein respektloses Verhalten, das sich die Kolleginnen und Kollegen bei SRW metalfloat nicht bieten lassen – zu Recht. Die ganze IG Metall steht geschlossen hinter ihnen und ihrem Anliegen“, so Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall. „Wenn Arbeitgeber Verhandlungen stur verweigern, die Rolle von Gewerkschaften nicht anerkennen und Tarifverträge aus purer Ideologie ablehnen, haben wir in unserer Gesellschaft ein handfestes Problem, das weit über den konkreten Fall SRW metalfloat hinausweist. Dieses undemokratische Verhalten stößt auf unseren erbitterten Widerstand.“
Politikwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, Uni Kassel/Wissenschaftszentrum Berlin: „Mit ihrem Streik setzen sich die Beschäftigten des Schrott- und Recyclingunternehmens SRW metalfloat für Gute und Faire Arbeit ein. Der Streik ist keine Absage an Leistung und Innovationsfähigkeit. Im Gegenteil: Es geht um die fairen Grundlagen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Im Modell der sozialen Marktwirtschaft sind dies auch Sicherheit durch Tarifbindung und Fairness im Arbeitsleben. Dies sind auch wesentliche Grundlagen unserer Demokratie und unseres Zusammenlebens. Das Arbeitsleben ist eine Ankerposition für eine gelingende biographische Entwicklung und für eine belastbare Demokratie. Faire Behandlung am Arbeitsplatz ist die Basis für Produktivität und Innovationsfähigkeit; aber eben auch für eine funktionierende Demokratie.“
„Am Sonntag, 10. März streiken die „Schrotter“ 124 Tage. „Das ist ein bitterer Rekord. Wir sind nicht angetreten, um Rekorde zu brechen, sondern um die Arbeitsbedingungen hier bei SRW zu verbessern“, so Verhandlungsführer Michael Hecker, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig.
Im November 2022 begannen die Metallerinnen und Metaller bei Vestas, einem Windanlagenhersteller, ihren Streik. Nach 123 Tagen haben sie ihre Tarifbindung erreicht. In Espenhain zeigen die Streikenden, dass es ihnen um Mitbestimmung, um Wertschätzung und Respekt, einen rechtssicheren Tarifvertrag, geht. Das Unternehmen weigert sich weiterhin strikt, die anfänglichen Gespräche mit der IG Metall fortzuführen und lehnt den Abschluss eines Tarifvertrags prinzipiell ab.